
Über die negative Kraft von nicht dürfen und müssen.
Es sind 30 Grad im Schatten.
Alle Kinder gehen ins Schwimmbad.
Du darfst nicht.
Du musst Mathe üben.
Deine Stimmung? Unter Null.
Dein Verständnis für deine Eltern? Weit unter Null.
Worum drehen sich all deine Gedanken? Schwimmbad.
Wie findest du Mathe? Noch blöder als eh schon.
Anderes Szenario:
Es gibt einen einzigen abgeschlossenen Raum im Haus.
Da darfst du nicht rein.
Welcher Raum ist der einzig interessante für dich?
Woran musst du ständig denken?
Durch welches Schlüsselloch schaust du immer wieder?
Der starke Reiz des Verbotenen
Alles, was wir oder andere uns verbieten, bekommt automatisch einen ganz besonderen Reiz.
Du darfst keine Schokolade essen.
Was denkt dein Gehirn?
Schokolade, Schokolade, Schokolade…
Finger weg, Finger weg, Finger weg…
Ein Stückchen, ein Stückchen, zwei kleine Stückchen…
Nein, nein, nein!
Sei vernünftig, sei stark, zeige einmal Willen.
Und so weiter…
Dein Gehirn versucht zu diskutieren, zu argumentieren, Lösungen zu finden. Oder Auswege.
Und warum tut es das?
Weil dein innerer Drang, Schokolade zu essen, stärker ist als deine Vernunft.
Und weil ein Verbot meistens keine Liebe ausdrückt, sondern Strenge.
Und du sehnst dich nicht nach mehr Vernunft und Strenge.
Du sehnst dich nach mehr Liebe und Gelassenheit und Verständnis.
Gerade im Umgang mit Essen.
Also erlaube dir zu essen, erlaube dir zu genießen, erlaube dir, dir selbst mit Liebe und Gelassenheit und Verständnis zu begegnen.
Das ist der Anfang vom Ende emotionalen Essens.
Wir wollen auch nicht müssen.
Außer natürlich Pipi.
Zum Wort „müssen“ haben wir sonst kein besonders gutes Verhältnis.
Mit „müssen“ wird Zwang verbunden.
Und Druck.
Und dass es keine Alternative gibt.
In jedem von uns wohnt ein kleiner Rebell.
Und dieser Rebell lehnt sich gegen Bevormundung auf.
Auch wenn diese Bevormundung unserem eigenen Denken entspringt.
Etwas zu müssen fühlt sich einfach nicht gut an.
Es nimmt uns die Freiheit.
Es nimmt uns die Entscheidungsmöglichkeit.
Es engt uns ein.
Und das widerstrebt uns zutiefst.
Fühle mal den Unterschied:
„Ich muss aufhören, Chips zu essen.“ versus „Ich höre jetzt auf, Chips zu essen.“
„Ich muss mehr Sport machen.“ versus „Ich gehe jeden Tag eine halbe Stunde spazieren.“
„Ich muss mehr Salat essen.“ versus „Ich mache mir einen leckeren, frischen Salat.“
Das kleine Wörtchen „muss“ gibt jeder Aussage einen negativen Touch.
Es erhöht den Druck und die Dramatik.
Und es erinnert uns unterbewusst an so viele Situationen, in denen wir etwas tun mussten, was wir eigentlich nicht wollten. Oder was wir uns nicht selber ausgesucht hatten.
Verbanne das Wort „müssen“ so weit es geht aus deinem Sprachgebrauch.
Vor allem im inneren Dialog mit dir selber.
Und natürlich auch im Gespräch mit anderen.
Sie werden es dir danken.
Und wahrscheinlich Dinge viel lieber tun, als wenn sie diese tun müssten.